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Felsritzung-LabyrinthLabyrinthe gehören zum Kulturgut vieler Völker. Vermutet wird, dass sie im Ursprung Tanzplätze waren und Sternwarten, die den Lebensweg der Menschen durch den zyklischen Jahreslauf begleiteten. Seit dem Neolithikum sind die unterschiedlichsten Formen von Labyrinthen auf Felsen und in Gräbern, in Anlagen und Gebäuden, auf Keramiken, Münzen und Schmuck überliefert.

Das Labyrinth ist ein harmonisches, geordnetes Gebilde. Es ist kein Irrgarten, und deshalb auch kein Irrweg, sondern sein Pfad führt zur Mitte und wieder hinaus. Das Gehen im Labyrinth führt zur Ruhe und zur inneren Sammlung. Um die Mitte des Labyrinths schwingen zwei gegenläufige Spiralwege, die dem Ganzen einen besonderen Rhythmus verleihen. Nach meiner Forschung geht die Struktur des Labyrinths mit dem Auf- und Absteigen der Gestirne einher. Deshalb verbirgt sich darin auch die Dynamik des Kreisens und Wirbelns um ein Zentrum, die jeglicher Formbildung vorangeht. Es ist dieselbe Dynamik, die die materiellen Strukturen erschafft, die in den Zellen der Lebewesen zu finden sind und auch im großen Kreisen der Galaxien, von denen wir ein Teil sind.

Reigentanz etruskischer FrauenAuf ganz ähnliche Art und Weise müssen gesellschaftliche Strukturen entstanden sein. Das gedankliche und emotionale Kreisen um ein Ereignis, um einen Vorgang, um ein Erlebnis, die bewusste Wiederholung einer Handlung, das alles prägte Spuren in das Bewusstsein der Menschen und wurden im Laufe von Jahrtausenden als Lebensmuster und Tradition entwickelt. Dabei prägten nicht zuletzt die Jahreszyklen kulturell unterschiedliche Rituale und Lebensfeiern und Religionen und Traditionen. Deshalb ist das Labyrinth ein Symbol für den Zyklus der Zeit und es ist ein Kult- und Kulturplatz zugleich.

Tanz im LabyrinthAuch im heutigen gesellschaftlichen und persönlichen Leben benötigen wir ordnende Strukturen – und da sie im Labyrinth enthalten sind, glaube ich, dass das Gehen, Laufen und Tanzen durch ein Labyrinth innere Ruhe und Ordnung begünstigt, und dass es die Fähigkeit zum sozialen Miteinander fördert. Ich bin sogar davon überzeugt, dass die geordneten und ordnenden Spuren sich ins Herz prägen und deshalb einem friedlichen Leben auf der Erde dienen können. Wenn ich dreimal durch ein Labyrinth gelaufen bin, einfach so, dann fühle ich mich leicht und froh und jedes mal sieht die Welt schon ganz anders aus.

  • "Felsritzung in der ›Tomba del Labirinto‹, Luzzanas (Benetutti, Sassari), Sardinien."
    aus Hermann Kern: Labyrinthe. Erscheinungsformen und Deutungen.
    5000 Jahre Gegenwart eines Urbildes, Prestel Verlag München 1983, 88
  • „Reigentanz etruskischer Frauen, Grabmal in Neapel", 400 v.Ch.,
    aus Bernhard Wosien, "Tanz – im Angesicht der Götter", Kösel Verlag
  • Reigentanz im Labyrinth anlässlich eines Qigong Seminars in der Frauenbildungsstätte Franzenhof, 2002