Cookies erleichtern die Bereitstellung dieses Webauftritts. Mit der Nutzung des Angebotes erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies in Ihrem Browser verwendet werden. Weitere Informationen …

 

Am 18.10.2015 war auf ARTE die Filmdokumentation "Die große Zuckerlüge" zu sehen. Das Thema: ob Zucker ein Gift ist, ob verantwortlich für die zunehmenden Herz- und Stoffwechselerkrankungen, ob Zucker ein Dickmacher ist, ein Suchtmittel. Es ging darum, wie es die Lebensmittelindustrie der USA in den 70er Jahren geschafft hat, den Zucker als gesundes Lebensmittel zu vermarkten: „Über 40 Jahre lang hat 'Big Sugar' es geschafft, sein milliardenschweres Imperium auszubauen und die Ernährung der Welt zu verzuckern. Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankungen haben sich vervielfacht."

Heute hat sich der Zuckerkonsum weltweit verdreifacht und steht zunehmend in der Kritik. In Filmdokumentationen, im Fernsehen, in Wochenmagazinen, in Zeitungsartikeln wird vor Zuckerprodukten gewarnt und über versteckte Zuckeranteile in Nahrungsmitteln informiert.

Von einer gesundheitlichen Zeitbombe ist die Rede, vom Zuckerschock, und gleichzeitig ist der Zucker als ein natürliches Lebensmittel etabliert, davon ist die gesunde Bioküche nicht ausgenommen. In einem Bioladen bei mir um die Ecke läuten doch 62 Regalmeter Zuckerwaren den Advent ein, ich habe es abgeschritten, und an der Kasse gibt es ein Schokoladenpräsent mit süßen Weihnachtsgrüßen.

In den Supermärkten sieht es noch ganz anders aus und den Vogel schießen dann die Weihnachtsmärkte ab. In Berlin sind sie der Renner und in Basel finden sie kurz nach der Herbstmesse statt, die bereits mit Unmengen von Zuckerwatte, Magenbrot, Zuckermandeln und Schokoladenfrüchten aufwartet, beim Weihnachtsmarkt gibts dazu Glühwein mit dem traditionellen Zuckerhut.

Weihnachtsmarkt 01 Weihnachtsmarkt 02 Weihnachtsmarkt 03 Weihnachtsmarkt 04

Weihnachtsmarkt 05 Weihnachtsmarkt 06 Weihnachtsmarkt 07 Weihnachtsmarkt 08

Was steckt hinter dem süßen Wahn, der alle Jahre wieder um sich greift?

In meiner Kindheit war das schon so, im Advent wurde meine Mutter immer unruhig, ein schwerer Christstollen wurde gebacken, der musste 6 Wochen im Kühlen lagern, der Teig für die Printen musste 4 Wochen ruhen, dann wurden große Kandisbrocken mit dem Hammer zerstoßen, hineingemengt und dann lag die Pracht pünktlich unter dem Weihnachtsbaum. Natürlich habe ich es so in meiner eigenen Kleinfamilie weitergeführt. Das freut die Kinder, glaubte ich, das hat einen kultureller Wert, dachte ich.

Was steckt hinter der Adventszeit?

Eine alte Kalenderzeit. Im Christentum dient die vierwöchige Adventszeit zur Vorbereitung auf die Wiederkunft des Herrn, der das Licht in die Welt bringt. Das Licht? Ja, das Sonnenlicht, das nach der Wintersonnenwende wieder zunimmt, und die vierwöchige Adventszeit war ursprünglich eine sechswöchige Fastenzeit zwischen dem 11. November und dem 6. Januar.

Hier taucht der Zucker wieder auf, denn in dem sechswöchigen Zeitraum steckt eine Zeitordnung, in der zwischen acht Mond- und Sonnenständen im Jahreskreis ungefähr sechs Wochen liegen, das ist die Zwischenzeit. Die Zwischenzeit war von Bedeutung, weil dann die Vorbereitungen auf das kommende Jahreskreisfest stattfanden. Kuchen backen, Lieder singen, Tänze einüben, in dieser Art.

Dass sich ausgerechnet in einer Fastenzeit der adventliche Zuckerrausch entwickelt hat, finde ich unwahrscheinlich. Die hohe Bedeutung der sechs Wochen wird damit zu tun haben, dass der Zeitraum als in sich geschlossen galt, dass jedoch, nach Maßgabe der Kirche, in einer geschlossenen Zeit nicht getanzt und gefeiert werden sollte. Das bedeutet doch: es muss wohl ziemlich getanzt und gefeiert worden sein, mit gutem Essen und Trinken, sonst hätte die Kirche es nicht verboten. Bei Wikipedia steht unter 'Advent': "Verboten sind in der geschlossenen Zeit öffentliche Lustbarkeiten und Tanzvergnügungen. Auch von privaten Veranstaltungen dieser Art sich zu enthalten, ist Wunsch und Mahnung der Kirche."

Spreche ich hier vielleicht dem Zuckerkonsum das Wort?

Natürlich nicht, wohl aber der Besinnung auf den Wert einer Kalenderzeit, die sich nach Sonne und Mond richtet, und nicht nach einer Atomuhr. Es könnte durchaus sein, dass ein Zusammenhang zwischen dem Takt der Atomuhr und dem Bedürfnis nach dem süßen Gift besteht.